Tausendfüßer
und Riesenlibellen wuselten damals durchs feuchtwarme Klima.
Eine Idylle - bis es einen gewaltigen Knall gab, weil dort,
wo sich heute im Zeisigwald die Jogger warmlaufen, ein Vulkan
ausbrach. Die Druckwelle fegte die Vegetation um, der Siegelbaum
kippte ins Wasser, wurde unter Schlacke und Lava begraben.
Doch weil die Schicht nicht dick genug, der Druck nicht
hoch genug war, wurde dieser Baum nicht zu Steinkohle gepresst.
Langsam sickerten Mineralien ins organische Material des
Stammes - der Baum versteinerte.
290 Millionen Jahre nach dem Vulkanausbruch buddelte ein
Bagger in der Zeißstraße ein Loch, ein Hobbyforscher
fand Teile des Baumes. Das war im August 2005. Bis jetzt
wurde das Fundstück sorgfältig präpariert
und konserviert.
Gestern, zum 92. Todestag von Johann Sterzel, dem Begründer
des Steinernen Waldes (Sterzeleanum), wurde das sensationelle
Stück Siegelbaum vorgestellt. Ronny Rößler
schwärmt: „Einmalig. So etwas wurde noch nie
gefunden.“ Fast 100 Millionen Jahre hatte dieser Baumtyp
die Vegetation auf der Erde dominiert. Was der Fund wert
ist? Ronny Rößler überlegt: „Das kann
man in Geld nicht ausdrücken. So was wird nicht gehandelt.“
Zur Museumsnacht am Sonnabend wird der Fund erstmals ausgestellt.
Der Baum stimmt den Museums-Chef optimistisch: Der Stadtrat
hatte beschlossen, den Steinernen Wald fürs UNESCO-Weltnaturerbe
vorzuschlagen. Rößler: „Der Siegelbaum
passt da rein.“ Eine Arbeitsgruppe bereitet die Bewerbung
vor, die im Frühjahr 2007 erfolgen soll. Wenn’s
klappt, könnte Chemnitz um das Jahr 2020 herum in den
UNESCO-Broschüren auftauchen.
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