(Dienstag, 16. Mai 2006 | Chemnitzer Morgenpost)

Museums-Chef zeigt eine versteinerte Sensation

290 Millionen Jahre alte Baumteile gefunden - einmalig auf der ganzen Welt

Eine Sensation konnte Ronny Rößler (41) gestern der Öffentlichkeit zeigen: einen versteinerten, geschätzte 290 Millionen Jahre alten Siegelbaum. Ein weltweit einzigartiger Fund, der die Chancen für die Aufnahme des Steinernen Waldes ins Weltnaturerbe der UNESCO steigen lässt.

Ronny Rößler, Chef des Naturkundemuseums, wo der Steinerne Wald steht: "Ursprünglich hatte das grüne Gewächs 35 Zentimeter Durchmesser, war zwölf Meter hoch. Es stand dort, wo heute Hilbersorf ist."


Museums-Chef Ronny Rößler zeigt
Teile des versteinerten Siegelbaums.
Foto: Matthias Lippmann

Tausendfüßer und Riesenlibellen wuselten damals durchs feuchtwarme Klima. Eine Idylle - bis es einen gewaltigen Knall gab, weil dort, wo sich heute im Zeisigwald die Jogger warmlaufen, ein Vulkan ausbrach. Die Druckwelle fegte die Vegetation um, der Siegelbaum kippte ins Wasser, wurde unter Schlacke und Lava begraben. Doch weil die Schicht nicht dick genug, der Druck nicht hoch genug war, wurde dieser Baum nicht zu Steinkohle gepresst. Langsam sickerten Mineralien ins organische Material des Stammes - der Baum versteinerte.

290 Millionen Jahre nach dem Vulkanausbruch buddelte ein Bagger in der Zeißstraße ein Loch, ein Hobbyforscher fand Teile des Baumes. Das war im August 2005. Bis jetzt wurde das Fundstück sorgfältig präpariert und konserviert.

Gestern, zum 92. Todestag von Johann Sterzel, dem Begründer des Steinernen Waldes (Sterzeleanum), wurde das sensationelle Stück Siegelbaum vorgestellt. Ronny Rößler schwärmt: „Einmalig. So etwas wurde noch nie gefunden.“ Fast 100 Millionen Jahre hatte dieser Baumtyp die Vegetation auf der Erde dominiert. Was der Fund wert ist? Ronny Rößler überlegt: „Das kann man in Geld nicht ausdrücken. So was wird nicht gehandelt.“ Zur Museumsnacht am Sonnabend wird der Fund erstmals ausgestellt.

Der Baum stimmt den Museums-Chef optimistisch: Der Stadtrat hatte beschlossen, den Steinernen Wald fürs UNESCO-Weltnaturerbe vorzuschlagen. Rößler: „Der Siegelbaum passt da rein.“ Eine Arbeitsgruppe bereitet die Bewerbung vor, die im Frühjahr 2007 erfolgen soll. Wenn’s klappt, könnte Chemnitz um das Jahr 2020 herum in den UNESCO-Broschüren auftauchen.
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